Der Feldhase ist dem Menschen einst gefolgt und teilt sich seitdem denselben Lebensraum. Dieser ist zunehmend von eintönigen und ausgeräumten Ackerlandschaften, stark befahrenen Straßen und effizienten Mähmaschinen geprägt.
Alles hat sich verändert.
Für den Feldhasen bedeutet das einen Verlust an Lebensraumqualität. Wer eine schlechte Lebensqualität hat, hat wiederum eine schlechtere Kondition, hat weniger Jungtiere oder kann diese nicht gut versorgen.
Unsere Ackerflächen, aber auch unsere Wiesen und Weiden werden viel intensiver genutzt als früher. Das bedeutet, dass wir größere Feldflächen nutzen und dort mit Maschinen arbeiten, die noch effizienter sind. Das sind Dinge, mit denen der Hase nur schlecht zurechtkommt.
Der Feldhase benötigt keine großen Flächen sondern kleine Strukturen. Die bedeuten, dass es neben einem abgeernteten Acker noch einen anderen Acker gibt, wo etwas anderes wächst und dort findet er noch etwas zu fressen oder gute Versteckmöglichkeiten.
Sieben Prozent.
Soviel Fläche braucht der Feldhase. Sieben Prozent der Ackerflächen in Form von Naturbrachen, Hecken, Feldrainen und Blühstreifen mit genügend Versteckmöglichkeiten und unterschiedlichen Kräutern.
Der Feldhase zählt zu den Kulturfolgern.
Kulturfolger bzw. Kulturgewinner sind Tiere und Pflanzen, die dem Menschen in seine Kulturlandschaft bestehend aus wirtschaftlich genutzten Wäldern, Äckern, Wiesen, Verkehrswegen, Siedlungen und Behausungen folgen, da sie daraus Vorteile ziehen.
Der Feldhase hat dabei vom Ackerbau profitiert. Diese Landschaftsform ähnelte seinem ursprünglichen Herkunftsgebiet, der Steppe. Rund um die einzelnen Äcker fand er in den Rainen, Hecken und Wiesenflächen ausreichend Versteckmöglichkeiten für sich selbst und seine Jungtiere sowie eine Vielzahl an unterschiedlichen Kräutern.
Seine Feinde erkannte er aufgrund der niedrigen Vegetation aus der Ferne. Mit seinem erdfarbenen Fell konnte er sich gut getarnt ducken und abwarten, bis die Gefahr vorüber ist.
Weitere Kulturfolger sind zum Beispiel der Fuchs, das Reh, das Wildschwein, die Feldmaus oder der Steinmarder.
Wenn es dem Feldhasen gut geht, geht es auch vielen anderen Wildarten gut.
Deshalb zählt der Feldhase auch zu den sogenannten „Schirmarten“.
Schirmarten sind Arten deren Schutz das Überleben einer ganzen Lebensgemeinschaft sichert. Sie stellen hohe Ansprüche an ihren Lebensraum, sodass mit ihrer Erhaltung das Überleben zahlreicher weiterer Tier- und Pflanzenarten sichergestellt wird.
Wenn der Feldhase unterstützt wird, dann kann damit einer Vielzahl von Wildarten geholfen werden, die zu den Kulturverlierern gehören. Deshalb sind Feldhasen auch sehr gute Indikatoren für den Qualitätszustand unserer Äcker, Weiden und Wiesen.
Weiter Schirmarten sind z.B. Rebhühner, Laubfrösche, Kreuzkröten, Zauneidechsen, Nachtigall, Pirol, Eisvogel, Kiebitz oder Braunkehlchen.
Der Feldhase ist ein Fruchtbarkeitssymbol
Hintergrund dafür ist die sogenannte „Superfötation“, auch Schachtelträchtigkeit genannt. Das bedeutet, dass die Häsin typischerweise nicht nur einen Wurf in der Gebärmutter trägt, sondern dass sie zwei verschieden alte Würfe in der Gebärmutter austragen kann.
Die Gebärmutter ist dafür auf zwei Teile aufgeteilt. In einem Teil der Gebärmutter ist der schon weit entwickelte Wurf, im anderen befinden sich die frisch implantierten Eizellen.
Die Superfötation gibt es auch bei anderen Tierarten, aber so ausgeprägt wie beim Feldhasen gibt es das sonst nicht. Das hat schon Herodot beschrieben. Die alten Griechen haben nämlich beobachtet, dass eine Häsin in Gefangenschaft selbst ohne Rammler noch einmal trächtig werden konnte.
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Feldhasen sind bei ihrer Nahrungssuche sehr selektiv und benötigen in erster Linie frische Kräuter
Je zahlreicher und vielfältiger die Auswahl rund um unsere Felder und Äcker ist umso besser! Die Kräuter beinhalten Fette, die die Häsinnen für das Säugen ihrer Jungen einmal am Tag benötigen. Je fettreicher die Milch der Häsinnen ist, umso gesünder und kräftiger werden die Jungtiere.
Ein weiterer Vorteil der fettreichen Kräuter ist das Wasser, das bei der Verstoffwechslung vom Fett im Körper des Feldhasen als „Abfallprodukt“ produziert wird. Hasen brauchen bei einer großen Auswahl an Kräutern gar kein offenes Wasser zum Trinken. Sie können das Wasser alleine durch die abwechslungsreichen Kräuter generieren.
Am besten geeignet für die Nahrungssuche der Feldhasen sind deshalb unbewirtschaftete Brachflächen mit Hecken, Feldrainen und locker angelegten Blühstreifen. Diese bieten darüber hinaus eine gute Deckung und locken Schmetterlinge, Wildbienen und Singvögel an.


